Stereflektoskopie

Zwei langjährig bewährte Apparate der Stereflektoskopie stammen von der Firma Voigtländer & Sohn, Aktiengesellschaft, Braunschweig. Sie werden in den Formaten 4,5 x 10,7 cm und 6 x 13 cm geliefert. Die Apparate bestellen aus der eigentlichen Stereo-Spiegelreflex-Kamera und der Wechselkassette. An dem in senkrechter Richtung verschiebbaren Kameravorderteil sitzen links und rechts seitlich die beiden Aufnahme-Objektive und in der Mitte das Sucherobjektiv. Links befindet sich der Einstellknopf mit den eingravierten Entfernungen. In den meisten Fällen wird man nach der Spiegelreflex-Einrichtung einstellen, weil man so Schärfe, Bildausschnitt und gerade Haltung der Kamera gleichzeitig kontrollieren kann. Das Bild auf der Mattscheibe zeigt den gleichen Ausschnitt, den man bei der Aufnahme erfassen würde, und zwar in genau gleicher Schärfe, wie auf der Platte, da alle drei Objektive Heliare von gleicher Brennweite sind und beim Einstellen zusammen bewegt werden. Da bei Stereo-Aufnahmen die beiden Einzelbilder verschiedene Bildbegrenzungen zeigen müssen, so ist das Mattscheibenbild absichtlich etwas kleiner als das volle Format gewählt worden, damit es wirklich bis zum Rande ausgenutzt werden kann und man nicht etwa im Sucher mehr sieht als auf dem fertigen Bilde. Infolge des kurzen Lichtschachtes kann man das Stereflektoskop, besonders beim Gebrauch der Sucherlupe, sehr hoch halten, sodaß die sogenannte Froschperspektive nicht zu befürchten ist. Zum Arbeiten in Augenhöhe ist noch ein Rahmensucher vorhanden. Bei Aufnahmen mit gewöhnlichen einäugigen Kameras kommt es oft vor, daß man zuviel Vordergrund im Bilde hat, oder daß ein Gebäude nicht ganz auf die Platte geht. Es ist bekannt, daß man in solchen Fällen nicht die Kamera neigen darf, weil man sonst stürzende Linien bekommen würde, sondern daß man bei senkrecht stehender Mattscheibe das Objektiv nach oben verschieben muß. Bei der Stereoskopie braucht man solche Rücksicht nicht zu nehmen, da man ja im Stereobild die Natur so sieht, wie man sie bei der Aufnahme sah. Man kann also bei Stereoaufnahmen die Kamera nach oben oder unten in jedem Winkel neigen, ohne die Objektivverschiebung zu betätigen, und wird im Stereobild nichts von stürzenden Linien merken. Wenn nun beim Stereflektoskop trotzdem eine Hochverstellung der Objektive vorgesehen ist, so deshalb, weil man hin und wieder auch Einzelaufnahmen machen will. Aus diesen kurzen Angaben ist schon zu entnehmen, daß die Voigtländer -Stereflektoskope recht universell ausgestattete Apparate sind.

Aus DAS RAUMBILD 1. Jahrgang, Heft 1 vom 15. Januar 1935. (© Text überarbeitet von D. Schulte)