WILLI WINTER, FABRIK UND VERLAG
Die Stereoskop-Fabrik Willi Winter wurde 1904 in Leipzig-Connewitz gegründet. Anfang der 20er Jahre zog Winter nach Langenbach in Thüringen und verlegte 1944 seinen Betrieb nach Marktbreit in Unterfranken. Nach dem
Tode von Willi Winter im Jahr 1946 wurde der Betrieb von seinem Sohn Hans Willi Winter weitergeführt.
Der Hauptartikel der Firma Winter war das sogenannte "amerikanische" Stereoskop mit Keillinsen meist für das Format 9 x 18 cm. Es wurden aber auch Stereobetrachter für kleinere Bilder hergestellt und zwar ein Schul-Betrachter für Kinder mit dem Bildformat 4,5 x 10, 5 cm und ein LILIPUT-STEREOSKOP für kleinste Bilder 3 x 7 cm. Neben den Stereoskopen hat Willi Winter noch andere optische Geräte hergestellt. 1907 brachte er das STEREOPAN heraus, eine Art Stereoskop-Ersatz. Es bestand aus einem einer Bildhalterung mit Hohlspiegel in dem das eingesteckte Bild stark vergrößert wurde. Beschreibung in einer Anzeige: Winters Stereopane, Ersatz für Stereoskop, gestattet plastisches Sehen beliebiger Bilder, Amateur-Photographien, Ansichts-Postkarten ect. Es folgte das PANTOSKOP mit dem durch eine große Sammellinse ebenfalls Bilder aller Art vergrößert betrachtet werden konnten. Weiter wurde das PANTOSKOP MIT STEREOSKOP gefertigt mit dem zusätzlich Stereobilder betrachtet werden konnten. Neben Stiellupen als Lesegläser brachte Winter noch das LESE-PANTOS heraus, ein Betrachter gebaut wie das "amerikanische" Stereoskop welches jedoch anstelle der zwei Keillinsen eine große rechteckige Linse besitzt.
Die Firma Willi Winter war in ihrer Zeit der größte Hersteller von Stereoskopen in Deutschland. Neben namhaften Firmen der hiesigen Photoindustrie und Bildverlage gingen ihre Produkte auch ins Ausland
bis zu den USA. Das eigene Firmenzeichen WWL (das L steht für Leipzig, später für Langenbach) scheint wenig verwendet worden zu sein, in der Regel verwendeten Winters Kunden ihr eigenes Markenzeichen. Neben der
Fabrikation war die Firma Winter auch als Verlag für Stereofotos tätig. Diese stellte man nicht selber her, sondern kaufte sie dazu. Ab 1946 wurde der Kundenstamm auf Ärzte und Handelsfirmen die diese belieferten
erweitert. Stereoskope und Stereoskopbilder für Schielende nach Schurz und Dahlfeld sowie Augenspiegel und Augenlupen wurden in das Programm aufgenommen.
Ab 1955 wurde Holz weitgehend nicht mehr verwendet und auf Metall und vor allem auf Kunststoff umgestellt. Zusätzlich wurde das Firmenkürzel STEWI (STEreoskope WInter) geführt, welches aber nicht
handelsgerichtlich eingetragen war. Das STEWI-Stereoskop aus Kunststoff war das letzte Modell von Willi Winter.
Einen sehr informativen Beitrag von Dieter Lorenz über die Stereoskope-Fabrik Willi Winter findet man in "Kultur & Technik" Zeitschrift des Deutschen Museums München 2/1982.
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