STEREO-BETRACHTUNGSAPPARAT IM TASCHENFORMAT.
Welchen Genuß uns das körperliche Sehen bereiten kann, zeigt uns der Aufsatz des Kunstmalers und
Kunstschriftstellers Otto Sebaldt auf Seite 36. Der dort erwähnte Stereo-Betrachter wird im nachfolgenden näher beschrieben und gelangt auf nebenstehender Seite in drei Ansichten zur Darstellung. Die kleine
praktische Form, aus Metall zusammenlegbar gebildet, fein schwarz emailliert, mit herausziehbarer Rückwand, ist für Bilder bis zu Größe 9 x 12 verwendbar. Wie sein Name besagt: bequem mitzunehmen, in die Tasche zu
stecken, als Brief mit Bildern versendbar, ein wirklich glänzender Ersatz für die teuren Apparate früherer Jahrzehnte, die natürlich für verwöhnteste Ansprüche auch heute noch vom Lichtbildamt der „Schönheit"
geliefert werden.
Auf dem oberen Teil nebenstehender Darstellung ist der Stereo-Betrachter auf der linken Seite von vorn, auf der rechten Seite von der Seite gesehen. Diese beiden Bilder zeigen den
Betrachter also in zusammengelegter Form, d. h. im Taschenformat. Der Apparat mißt in Originalgröße 12,5 x 9,5 cm, die Abbildung ist also auf die Hälfte verkleinert. Bei Vorder- und Seitenansicht bemerkt man oben
eine kleine Feder, durch welche der Apparat zusammengehalten wird. Die Seitenansicht gibt einen Begriff von der Stärke, die genau 1 cm beträgt.
Beim Öffnen wird der Daumen der linken Hand in den
Nasenausschnitt hineingepreßt und der Apparat festgehalten, während die rechte Hand die Feder nach vorwärts, bzw. brustwärts zieht und ihn öffnet.
Das untere Bild zeigt die Anwendung in geöffnetem Zustand.
Der Bildträger, welcher gleichzeitig als Rahmen für beide Teilbilder der Stereo-Aufnahme dient, ist so geräumig, daß dort bequem ohne Schaden für Apparat und Bilder eine Serie von 10 Photographien aufbewahrt werden
kann. Der vordere, die Optik tragende, und der hintere, den Bildrahmen tragende Teil ist gefedert, so daß die Teile beim Öffnen selbsttätig in die richtige Lage springen.
Die durch Patente und Gebrauchsmuster
im In- und Ausland geschützten Betrachter werden so vor das Gesicht gehalten, daß die Nase in den Ausschnitt hineingebracht wird. Die beiden Bilder müssen gleichzeitig mit offenen Augen betrachtet werden.Wer ein
Korrektionsglas (Brille oder Klemmer) zum Lesen zu benutzen gewohnt ist, behalte dies auch bei Benutzung des Betrachters bei. Das Akkommodationsvermögen des Auges braucht einen Augenblick, um die zwei Teilbilder zum
Decken zu bringen. Bei ruhigem Halten passen sich die Augen sehr schnell dem neuen, körperlichen Sehen an, und schon gewahrt man in wundervoller plastischer Nähe durch die starke Vergrößerung (etwa 5fach) das Bild
vor sich!
Äußerst wichtig ist es, daß das volle Licht auf das Bild fällt. Am günstigsten stellt sich der Betrachter so, daß das Fenster oder das künstliche Licht sich schräg im Rücken der Betrachtenden
befindet, also bei seitlichem Halten des Betrachters das volle Licht auf dem Stereobild liegt. Zur Bildschärfe genügt mitunter ein kleines Federn des die Optik tragenden Teils nach vor oder rückwärts. Hersteller: Stereoindupor G.m.b.H., Frankfurt.
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Aus KAMERA und PALETTE III, Seite 40. Verlag der Schönheit, Dresden. 1927. (© Text überarbeitet von D. Schulte) |