Als KAISER-PANORAMA bezeichnet man ein um die Wende zum 20. Jahrhundert populäres Bildbetrachtungsgerät für stereoskopische kolorierte Durchsichtsbilder. Der Besucher konnte beim Kaiser-Panorama an einem ca. 2,40 m
hohen Rundbau mit einem Durchmesser von ca. 3,75 m Platz nehmen und durch eines der 25 Okularpaare auf die dreidimensionalen Bilder schauen, die im Inneren des Gerätes auf einem so
genannten Bilderwagen angebracht, mit einer Standzeit von ca. 30 Sekunden Bild für Bild vor seinen Augen vorbeizogen und bis zu 25 Personen gleichzeitig ermöglichte, stereoskopische Bilderserien
zu betrachten. Gezeigt wurden hauptsächlich exotische und für den Normalbürger unerschwingliche Reiseziele und Landschaften aus aller Welt. Die durch eine durchscheinende Polychromierung getönten Glasstereos wurden im Inneren des Rundbau von einem Okularpaar zum
anderen automatisch bewegt und so konnten die Beschauer die ganze Reihe der zu einem Zyklus vereinigten Bilder an sich vorbeiziehen lassen, ohne
ihre Plätze zu wechseln. Ein Umlauf der hinter einer Holzvertäfelung transportierten Bildserien dauerte etwa eine halbe Stunde. Das KAISER-PANORAMA
wurde 1880 von August Fuhrmann in Breslau gegründet. Im Mai 1982 verließ Fuhrmann Breslau und zog nach Frankfurt am Main um. Bereits nach neun Monaten beendete Fuhrmann seine Vorführungen in
Frankfurt und wagte den Sprung in die deutsche Hauptstad Berlin. Von Berlin aus begann August Fuhrmann auswärtige
Kaiser-Panorama-Filialen zu errichten. Um 1907 gab es entsprechende Filialen in etwa 247 Städten, davon 162 in
Deutschland, die übrigen vor allem in Österreich-Ungarn, der Schweiz, in Luxemburg, Belgien, Dänemark, Finnland,
Schweden, Russland und im Balticum. August Fuhrmann verkaufte sein Unternehmen im August 1923. Von den neuen Inhabern wurde es unter dem Namen "Weltpanorama" weitergeführt. Ein
KAISER-PANORAMA Glasstereobild besteht aus 3 verschiedenen Gläsern und zwar aus dem vorderen Deckglas,
dem Glasdiapositiv und der hinteren kolorierten Mattscheibe. Da es zu dieser Zeit noch keine Farbfotografie gab, wurden
die Farben in mühevoller Kleinarbeit mit dem Pinsel unter einer Lupe aufgetragen. Als Farben wurden überwiegend
Eiweißlasuren verwendet. Das Kolorieren bot keine technischen Schwierigkeiten, wohl aber mußte es mit gutem
Geschmack und Farbsinn ausgeführt werden. Es genügte nicht eine Wiese grün und den Himmel blau zu malen, sondern
die Stimmung mußte in der Gesamtheit erfaßt und nach Möglichkeit in einer natürlichen Farbtönung wiedergegeben
werden. Für diese Arbeiten suchte Fuhrmann besonders tüchtige Maler aus. Seine Glasstereos bestechen daher durch eine außergewöhnlich gute Farbqualität.
Ausführliche Informationen finden Sie in dem Buch " Das Kaiser-Panorama, Ein Unternehmen des August Fuhrmann", Autor: Dieter Lorenz, Herausgeber: Ulrich Pohlmann, Münchner Stadtmuseum/Sammlung Fotografie. |